Stoffkunde

Stoffkunde

Altbekanntes neu entdeckt

Leinen

Leinen, dieses wunderbare Material begleitet uns Menschen seit langer Zeit. Die älteste, aktuell nachweisbare Flachsverarbeitung ist rund 28.000 Jahre alt. Römer, Ägypter, Griechen und unsere alpenländischen Vorfahren verwendeten Leinen für Kleidung, für Haus- Tisch- Bettwäsche und eine Vielzahl anderer Gebrauchsmöglichkeiten. Leinen hat im Gegensatz zu Wolle schmutzabweisende Eigenschaften, ist flusenfrei, von Natur aus bakteriozid und fast antistatisch. Handgewebtes Leinen wird heute wie ein kostbarer Schatz gehütet. Wenn man sich in Erinnerung ruft, wieviel Arbeit dahintersteckte, bis vom Flachs am Feld über garen, brecheln, hacheln und spinnen endlich ein Garn zum Tuchweben am hölzernen Webstuhl bereit war, weiß man dieses kostbare Material zu schätzen. Wir können im Heimatwerk immer noch schönes Handwebeleinen anbieten.

Flachs bzw. das daraus gewonnene Leinen ist die einzige Naturfaser, die in kontrolliert biologischer Qualität aus heimischem, westeuropäischen Anbau am Markt ist. 

Pflegetipps

    • Leinen will schwimmen: am besten also mit viel Wasser waschen
    • Farbiges Leinen maximal bei 40 Grad und naturfarbenes Leinen bei max. 60 Grad waschen
    • Möglichst schonend und kurz bei geringer Umdrehungszahl schleudern
    • Leinen nie in der prallen Sonne aufhängen
    • Bügeln: Leinen am besten im leicht feuchten zustand auf links gedreht bügeln
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Tradition trifft Funktion

Loden

100 % natürliche Wolle wird zu einem Garn gesponnen, das zum Wollstoff verwoben wird. Anschließend wird dieser Stoff im nassen Zustand so lange geknetet bis er verfilzt. Bei diesem Prozess – dem Walken – wird der Wollstoff verdichtet. Insgesamt braucht es bis zu 40 verschiedene Arbeitsschritte damit der Rohstoff zum fertigen Loden wird. Traditionell wird Loden aus der Schurwolle des österreichischen Bergschafs gewonnen. Manchen Qualitäten werden außerdem mit der feinen Wolle von Alpakas, Merinoschafen, Angorakaninchen und Kaschmirziegen veredelt.

Es ist nicht übertrieben diesen traditionellen Stoff als natürlichen Funktionsstoff zu bezeichnen, besitzt er doch zahlreiche positive Eigenschaften:

Witterungsbeständig: Der natürliche Fettgehalt der Wolle und ihre dichte Oberfläche haben eine imprägnierende Wirkung und halten Wasser lange Zeit ab. Durch das Walken werden die Fasern zusätzlich zu einer windabweisenden Oberfläche miteinander verbunden.

Feuchtigkeitsspendend: Die Wollfaser besitzt die Fähigkeit, bis zu einem Drittel ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen ohne sich dabei nass anzufühlen. Die Feuchtigkeit wird von der Faser aufgenommen und langsam wieder abgegeben.

Atmungsaktiv: Loden speichert Körperwärme wie auch kalte Luft gleichermaßen – die optimale Grundlage für einen thermischen Ausgleich

Geruchshemmend: Als Naturfaser wirkt Loden neutralisierend auf Gerüche.

Im Salzburger Heimatwerk haben wir eine schöne Auswahl dieses wunderbaren österreichischen Erzeugnis. Für Dirndloberteile und Röcke empfehlen wir eine leichte bis mittlere Stärke, während sich die mittlere bis schwere Qualität vor allem für Jacken und Mäntel eignet.

Pflegetipps

  • Decken und Polster aus Loden einfach Ausschütteln und Auslüften
  • Bekleidung aus Loden nach dem Tragen Auslüften
  • Loden ist von Natur aus schmutzabweisend, dadurch kann man Flecken leicht abwischen
  • Viele Lodenstoffe können bei 30 Grad mit einem milden Mittel im Wollwaschprogramm gewaschen werden, unsere Kolleginnen geben diesbezüglich gerne Tips
  • Loden nie in den Trockner geben und möglichst die pralle Sonne meiden

Naturfaser mit Tradition

Baumwolle

Mit einem weltweiten Anteil von rund 75% hat die Baumwolle bei der Erzeugung von Textilfasern längst die Nase vorn. Die ältesten Belege für Baumwolle sind rund 6000 Jahre alt und wurden in Indien gefunden. Alexander der Große brachte die Baumwolle von Indien nach Rom. Sie wurde wegen ihrer strahlend weißen Farbe und der Gewebefeinheit zu einem begehrten Luxusimportartikel. Ihren großen Aufschwung in unseren Breiten nahm die Baumwolle jedoch erst im beginnenden 19.Jh. im Verlauf der industriellen Revolution. Sie verdrängte zusehends die ursprünglich dominierenden Materialien Wolle und Leinen. Baumwolldrucke mit traditionellen und auch neu interpretierten Modelmustern und bunten Farben prägen heute das farbenfrohe Dirndlbild.

Es ist gut, dass wir heutzutage immer sensibler auf Umweltbelastungen werden und Produktionen, so auch die der Baumwolle hinterfragen. Um die Jahrtausendwende wurden weltweit 11% des Pestizidmarktes zur Bekämpfung von Baumwollschädlingen, vor allem des Baumwollkapselkäfers verwendet. Auch der Wasserverbrauch ist problematisch zu sehen. Bis zu einem fertigen T-Shirt können unter ungünstigen Bedingungen bis zu 2000 Liter Wasser verbraucht werden.

Heute setzen Biobauern, Händler und vor allem Konsumenten verstärkt auf ökologischen, nachhaltigen Baumwollanbau. So auch wir im Heimatwerk, wo wir bei den Trachtenstoffen grundsätzlich strenge, gentechnikfreie und mit Nachhaltigkeit zertifizierte Qualitätskriterien Baumwollstoffe anbieten und mit Nachdruck GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle einfordern.

Das gewisse Extra

Seide

Seide wird seit über 4500 Jahren aus dem Kokon der Seidenraupe gewonnen. Für einen Kilogramm Seidenfaden werden rund 12.000 Kokons benötigt. Diese einzige in unserer Natur vorkommende Endlos-Faser besteht hauptsächlich aus Protein. Bereits zur Römerzeit wurde reger Fernhandel mit fernöstlicher Seide betrieben. Es dauerte jedoch rund eineinhalb Jahre, bis chinesische Seide die römischen Häfen an der Mittelmeerküste erreichten. Ab dem 12. Jh. etablierten sich auch in Europa Zentren der Seidenproduktion auf Sizilien und Kalabrien. Bozen wurde zu einem wichtigen Handelsplatz für kostbare Seidenstoffe.

Seidengewebe haben durch unterschiedliche Webverfahren und Behandlungen besondere Fachbezeichnungen wie Taft, Satin, Brokat, Damast, Chiffon, Duchesse, Jacquard, Georgette, Organza u.a.m. Wir vom Heimatwerk sind stolz auf unsere Kunden, die einen hohen Qualitätsanspruch auf 100% reine Naturseide haben. „Halbseidene Stoffe“ mögen ihre Vorteile beim Pflegeanspruch haben, aber der besondere Griff und das unverwechselbare Rauschen reiner Seide sind durch kein Gewebe zu ersetzen. Unsere Reinseidenstoffe werden größtenteils von einem seit 1836 bestehenden traditionsreichen Wiener Seidenweber gewebt. Sein größtes Kapital sind die wertvollen alten Musterbücher, aus denen immer wieder neue Trachtenstoffe entstehen, unvergleichlich, berauschend schön.

Pflegetipps

Naturseide vorsichtig mit der Hand unter Verwendung milder Seifen oder Seidenreinigungsmittel waschen. Eventuell einen Teelöffel Weinessig beifügen, um alle Seifenrückstände restlos zu entfernen. Nicht auswringen, bügeln auf der linken Seite bei 130-160 Grad. Chemische Reinigung bei spezialisierten Firmen möglich. Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, da die Farben u.U. verblassen.